Der ewige Spießer (1930)
Der ewige Spießer (1930) – Satire auf die Haltlosigkeit der Zwischenkriegszeit
Mit seinem 1930 erschienenen Roman Der ewige Spießer legt Ödön von Horváth ein schonungsloses Porträt des „kleinen Mannes“ vor. Er zeigt, wie sehr Wunschdenken, Selbsttäuschung und gesellschaftlicher Opportunismus das Leben in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg prägen.
Figuren zwischen Sehnsucht und Illusion
Im Zentrum steht Alfons Kobler, ein Gebrauchtwagenhändler aus München, der alles daransetzt, gesellschaftlich aufzusteigen. Auf einer Spanienreise begegnet er unterschiedlichen Gestalten – darunter eine Berliner Prostituierte und ein idealistischer Lehrer –, die allesamt in ihren Träumen und Illusionen gefangen sind. Horváth entlarvt sie mit ironischem Blick als Spiegel einer Epoche, in der Stabilität, Orientierung und Werte ins Wanken geraten sind.
Themen und Stil
Horváth verknüpft Satire mit Sozialkritik:
Er zeigt die Sehnsucht nach Status und Reichtum, aber auch die Verführbarkeit durch äußeren Schein.
Er zeichnet das Bild einer Gesellschaft im Umbruch, die zwischen Aufbruchsstimmung und Krisenbewusstsein schwankt.
Sein lakonischer, dialogreicher Stil legt die Oberflächlichkeit und Selbsttäuschung der Figuren bloß.
Wirkung
Der ewige Spießer gilt als einer der wichtigsten Romane Horváths. Er zeigt in literarisch zugespitzter Form, wie sehr die Menschen der Zwischenkriegszeit zwischen materiellen Träumen und moralischem Verfall taumelten – ein Befund, der den Roman bis heute lesenswert macht.